Unser Auftrag

Bau! Schau, wem.

 

Häufiges Vorstellungsideal einer "modernen Villa"

Doch die Kompromisslosigkeit eines Entwurfs schließt man dort ausschließlich mit sich selbst: bei der Größe, dem Stil, der Ausstattung, sogar beim Budget. Das macht es allen Beteiligten - so komplex die Umsetzung schließlich sein mag - recht einfach: Die kreative Idee muss nur stringent dem folgen, was die jeweilig beauftragende Individualität real und potenziell verkörpert.

Die Vielfalt der Erwartungen

Was aber, wenn für viele verschiedene Individualismen, gar aus den unterschiedlichsten Kulturen geplant und gebaut werden soll? Für mehrere Menschen, Fremde verschiedenster Herkunft, Geschichte und Gegenwart, die gemeinsam unter einem Dach leben werden? Was bedeutet das für die Architektur? Den kleinsten gemeinsamen Nenner? Ein "Anything goes" im Mix aller Möglichkeiten? Rücksicht auf jedwede Empfindlichkeit?

Nein, es bedeutet Führung. Eine Architektur, die ein Statement ist und Maßstäbe setzt. Ein Bekenntnis zum Miteinander bei höchstem Respekt vor der Privatsphäre, zu modernem Wohnkomfort bei höchster funktionaler und ökonomischer Vernunft. Die Maßstäbe setzt bei Technologie, Nachhaltigkeit und Betrieb. Die den Mut hat, die Grenzen einer ästhetisch motivierten Individualarchitektur zu erkennen und sich auf den Kern zu besinnen: Ein Haus zu bauen, ein Heim, ein Zuhause für viele verschiedene Menschen unter einem gemeinsamen Dach.


 
Bau schau wem, II

Der Mensch braucht Raum

 

Dieses Miteinander braucht Raum. Wo nicht physisch, da mental. Ersteres, die Physis, ist nicht beliebig erweiterbar, im Gegenteil: Es wird enger. Dort, wo sich Menschen sammeln, sammelt sich Arbeit, sammeln sich Menschen, sammelt sich Arbeit, sammeln sich Menschen. Dem sich derart selbst verstärkenden Sog in die Zentren folgt eine zusätzliche Wohnraumverknappung durch Zellteilung der Familien, von Mehrpersonenhaushalten zu Einpersonen-Systemen mit eigenem Bad, WC und Dusche. Und der Platz in der Mülltonne wird auch immer kleiner ...

Die Verdichtung sucht ihre Kompensation dort, wo sie noch Raum findet: im Immateriellen. Im Verhalten und Denken. Bedauerlich oft im Konflikt, im Streit um das "vorrangige Ich", das "Recht haben". Besser jedoch im Gegenteil: im Anerkennen und Gewähren exakt dessen, was man vom anderen so dringlich einfordert: Achtung und Respekt vor der (jeweilig gegenseitigen) Individualität. Freiheit und Rücksicht.

Familie Issa aus Hama, Syrien, seit 2014 in Deutschland

Zum Beispiel vor der Individualität der Familie Issa, 2014 aus Syrien zu uns gekommen. Er, Hatem Issa, besaß zwei Zahnarztpraxen, seine Frau arbeitete als Umwelt-Ingenieurin in Hama. Mit Tochter Alisar und den Söhnen Mark und Maykel eigentlich keine ungewöhnliche Familie, wenn nicht die Zahnarztpraxen geplündert und zerstört worden wären, wenn sich Hatem nicht auf eine lebensgefährliche Flucht begeben und 12 Monate mit 10 Personen auf engstem Raum gehaust hätte, in Angst und Unsicherheit, ob der Asylantrag genehmigt und die Familie nachreisen würde, wenn nicht Krieg, Diktatur und jedes Fehlen von Respekt und Humanität herrschen würde, dann wäre es eine ganz normale Familie. Heute lebend wie viele andere, "ganz normale" Familien in einer Wohnung der GEMIBAU.

Die GEMIBAU kann die Gesellschaft nicht verändern. Aber sie kann ihren Raum gestalten für eine respektvolle, anerkennende Interaktion der Bewohner - und damit die Interaktion, das Miteinander selbst.


 
Bau schau wem, III

"Die unten grillen schon wieder"

 

Temperament ist Geschmackssache - nicht jedem gefällt der Stil des anderen. Aber die Lösung "Stilneutralität" ist auch nur ein Stil.

Die Individuen-Gemeinschaft

Wenn jede Erwartung, jede Vorliebe und jede Enttäuschung neuronale Energien sind, dann funktionieren insbesondere große Wohnanlagen nur mit einem umfangreichen Energiemanagement. Eine oszillierende Menge divergierender Energien auf kollisionsfreie Umlaufbahnen zu harmonisieren, ist eine besondere Herausforderung an die Anlagenplanung und Verwaltung einer Wohnungsbaugesellschaft.

Die Gemibau ist hierbei nicht frei von Beschränkungen. Vorhandene Bebauung, Lage, Quartiersstruktur, Gesetzesauflagen, Technik und Ökonomie - sie alle determinieren. Das Ziel der Gemeinschaftlichkeit bei maximaler Individualität macht es nicht leichter. Die Architektur soll strukturieren, die Lebensprozesse der Bewohner optimal unterstützen und zu einem gewissen Teil auch das Verhalten im Miteinander gestalten. Bereits die Art eines Treppenhauses kann Konflikte fördern oder mindern. Balkone, so wünschenswert sie sind, sind "offene" Stellen des Einblicks in sehr Privates. Man kann es hören und riechen: Die unten grillen schon wieder.

Für eine Gemeinschaft zu bauen ist verdachtsweise kompromissbehaftet. Doch es ist nicht das mathematische Mittel aus allen Extremen, sondern setzt bewusste Akzente innerhalb der breiten Skala des Möglichen.

Es gibt ökologische Impulse, hygienische, organisatorische, soziale. So gesehen ist für eine Gemeinschaft Bauen auch ein Stück Pädagogik.


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