Dieses Miteinander braucht Raum. Wo nicht physisch, da mental. Ersteres, die Physis,
ist nicht beliebig erweiterbar, im Gegenteil: Es wird enger. Dort, wo sich Menschen sammeln, sammelt sich Arbeit,
sammeln sich Menschen, sammelt sich Arbeit, sammeln sich Menschen. Dem sich derart selbst verstärkenden Sog in die Zentren
folgt eine zusätzliche Wohnraumverknappung durch Zellteilung der Familien, von Mehrpersonenhaushalten zu Einpersonen-Systemen
mit eigenem Bad, WC und Dusche. Und der Platz in der Mülltonne wird auch immer kleiner ...
Die Verdichtung sucht ihre Kompensation dort, wo sie noch Raum findet: im Immateriellen.
Im Verhalten und Denken. Bedauerlich oft im Konflikt, im Streit um das "vorrangige Ich", das "Recht haben".
Besser jedoch im Gegenteil: im Anerkennen und Gewähren exakt dessen, was man vom anderen so dringlich einfordert:
Achtung und Respekt vor der (jeweilig gegenseitigen) Individualität. Freiheit und Rücksicht.
Familie Issa aus Hama, Syrien, seit 2014 in Deutschland
Zum Beispiel vor der Individualität der Familie Issa, 2014 aus Syrien zu uns gekommen.
Er, Hatem Issa, besaß zwei Zahnarztpraxen, seine Frau arbeitete als Umwelt-Ingenieurin in Hama. Mit Tochter Alisar
und den Söhnen Mark und Maykel eigentlich keine ungewöhnliche Familie, wenn nicht die Zahnarztpraxen geplündert und
zerstört worden wären, wenn sich Hatem nicht auf eine lebensgefährliche Flucht begeben und 12 Monate mit 10 Personen
auf engstem Raum gehaust hätte, in Angst und Unsicherheit, ob der Asylantrag genehmigt und die Familie nachreisen
würde, wenn nicht Krieg, Diktatur und jedes Fehlen von Respekt und Humanität herrschen würde, dann wäre es eine
ganz normale Familie. Heute lebend wie viele andere, "ganz normale" Familien in einer Wohnung der GEMIBAU.
Die GEMIBAU kann die Gesellschaft nicht verändern. Aber sie kann ihren Raum gestalten für eine respektvolle,
anerkennende Interaktion der Bewohner - und damit die Interaktion, das Miteinander selbst.